Eggert Gustavs, geboren am 6. Oktober 1909 im Pfarrhaus von Kloster auf der Insel Hiddensee, war einer der herausragendsten Künstler von der Insel Hiddensee. Sein Vater war der legendäre Inselpastor und Altorientalist Arnold Gustavs.
Vor einigen Jahren wurde die ehemalige Schmiede in Kloster aus dem Dornröschenschlaf geweckt und in einer privaten Initiative zu einem Museum umgestaltet, um diesem etwas vergessenen Sohn der Insel Hiddensee ein eigenständiges und angemessenes Denkmal zu setzen. Das kleine Museum bietet einen faszinierenden Einblick in das kreative Schaffen von Eggert Gustavs und bereichert die kulturelle Landschaft der Insel in vielerlei Hinsicht. Hier findet man beeindruckende Zeugnisse seines Werkes und kann sich von seiner künstlerischen Genialität inspirieren lassen. Das Gustavs-Museum ist eine bedeutende kulturelle Institution auf Hiddensee und ein Muss für Kunstliebhaber und Besucher, die das Erbe dieses talentierten Künstlers kennenlernen möchten.
Der Künstler Eggert Gustavs
Nach mehreren Zwischenstationen (unter anderem Hamburg und Berlin), die ihn von seiner Heimatinsel wegführten, ließ er sich ab 1934 als freischaffender Künstler dauerhaft in Neuruppin nieder. Diese Zeit wurde durch den Krieg unterbrochen, als er 1942 zur Flak eingezogen wurde und erst 1947 aus der russischen Kriegsgefangenschaft entlassen wurde.
Fortan lebte und arbeitete er im Winterhalbjahr in Neuruppin und im Sommer auf Hiddensee.
Eggert Gustavs verstarb am 13. Januar 1996 in Neuruppin.
Aquarell und Holzschnitt waren seine wichtigsten Ausdrucksmittel, aber er arbeitete auch mit Pinsel- und Rohrfederzeichnung, Öl, Pastell, Bleistift, Glasdruck und figürlicher Holzschnitzerei. Seine Werke waren unverkennbar eigenständig, insbesondere in seinen Porträts und Karikaturen konnte er mit knappen künstlerischen Mitteln das Typische einfangen.
Während sein Schaffen vor allem von seiner Heimatinsel Hiddensee geprägt war, spiegelten sich auch die Ruhe und Beschaulichkeit der märkischen Landschaft, insbesondere der Seen und Wälder der Ruppiner Schweiz, in vielen seiner Bilder wider. Eggert Gustavs betonte, dass er keine Vorbilder oder Lehrmeister hatte und sich autodidaktisch entwickelte. Er schrieb einmal: „Ich begrüße es, mein Metier nicht studiert zu haben. So habe ich keine Not damit, eventuell Oktroyiertes wieder loszuwerden, um eindeutig ich selbst zu sein.“
Seine Werke wurden auf Ausstellungen in verschiedenen Städten, darunter Potsdam, Rheinsberg, Schwerin, Remscheid, Neuruppin und Barcelona, präsentiert, fanden jedoch vor allem auf Hiddensee große Beachtung. Eine Dauerausstellung seiner Werke konnte im Laufe der Jahrzehnte in Kloster in seiner Künstlerklause im „Haus Gustavs“ besichtigt werden. Ein bedeutender Teil seiner Werke wurde dem Heimatmuseum der Insel Hiddensee übergeben. Darüber hinaus befindet sich eine weitere Sammlung in Familienbesitz, während ein Großteil seiner Werke sich in Privatbesitz befindet und weit verstreut ist.
Aus einer Schmiede wird ein Museum
Im Jahr 2009 wurde die Eggert Gustavs Gesellschaft e.V. anlässlich des 100. Geburtstages des Künstlers gegründet. Kurz darauf entstand die Idee eines Privatmuseums auf der Insel Hiddensee. Nach einer gewissen Vorlaufzeit und Vorbereitung begann im Jahr 2018 die Sanierung der denkmalgeschützten Schmiede durch die Eggert Gustavs Gesellschaft e.V. Dieses Projekt wurde durch die finanzielle Unterstützung der Europäischen Union, des Landes Mecklenburg-Vorpommerns, der Kirchengemeinde und vieler privater Spender ermöglicht.
Ab 2019 können dort Originalwerke des Künstlers besichtigt werden. Dazu gehören Arbeiten verschiedenster Techniken wie Aquarell, Linol- und Holzschnitt, Pinsel- und Rohrfederzeichnung, Öl, Pastell, Bleistift, Glasdruck, figürliche Holzschnitzereien, Druckplatten, Foto- und Filmaufnahmen.
Es ist erstaunlich, wie viele sorgfältig ausgewählte Exponate auf so begrenztem Raum präsentiert werden können, denn das Museum ist nicht groß. Erst 2022 wurde ein dringend benötigter Anbau eröffnet, der das Archiv beherbergt.
Öffnungszeiten des Eggert Gustavs Museum
Laut offizieller Webseite hat das Museum täglich von 14 bis 16 Uhr geöffnet.
14 Uhr (oder nach Vereinbarung) können Sie an einer Führung teilnehmen.
Der Eintritt ist frei. Spenden sind aber gern gesehen.
Wie finde ich das Eggert Gustavs Museum in der Alten Schmiede?
Vom Hafen Kloster folgen Sie dem Weg zum Leuchtturm. Nach dem Dorfteich biegen Sie links in den Weg „Am Bau“ ein und nach ca. 120 Metern sehen sie rechterhand das Museum.
Oder sie biegen am Inselmarkt Bach in den Mühlberg ein und biegen dann den ersten Weg „Siedlung“ rechts ab. Dort laufen sie geradewegs auf die alte Schmiede zu.
Über die Schmiede
Auch die Geschichte der Alten Schmiede wird im Konzept des Museums berücksichtigt. Nicht nur gibt es eine Ausstellung zur Geschichte – auch typische Werkzeuge des Schmieds, die originale Esse und die Transmissionsbohrmaschine bezeugen das Schmiedehandwerk auf Hiddensee.
Früher gab es in fast jedem Dorf eine Schmiede. Weithin war das rhythmische Schlagen der Hämmer zu vernehmen, besonders zur Erntezeit, wenn Werkzeuge gerichtet und Sensen geschärft werden mussten. Kloster auf Hiddensee bildete da keine Ausnahme. Hier wurden hauptsächlich Pferde beschlagen und wohl kleinere Reparaturarbeiten ausgeführt. Nachdem der Standort der zum Klostergut gehörenden Schmiede nicht mehr rekonstruiert werden kann (sie wird an Stelle des Pfarrhauses vermutet) und auch nichts erhalten geblieben ist, kann die das Museum beherbergende Schmiede ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Kloster nachgewiesen werden.
Die Schmiede wurde zwischen 1836 und 1886 errichtet und um 1950 umgebaut. Bis 1989 soll sie in Betrieb gewesen sein. Seitdem wurde sie nicht mehr genutzt.