Rezension: Kruso (Lutz Seiler)

Der Tag trübe und lang – da war nun Zeit und Gelegenheit da, dass ich eine kleine Rezension zu diesem aufsehenerregenden Werk über die späte DDR am Beispiel von Hiddensee verfasse.

Infos über das Buch

  • Titel: Kruso
  • Autor: Lutz Seiler
  • Jahr: 2014
  • Verlag: Suhrkamp Verlag
  • Seiten: 484
  • Preis: 22,95
  • ISBN: 978-3518424476

Was soll oder kann man zu Kruso noch schreiben, was nicht schon geschrieben wurde?
Deutscher Buchpreis, Lesungen, Hörspiele, mittlerweile als Musical auf der Bühne (und sicher wird schon an einem Filmdrehbuch gearbeitet) und immer noch konnte sich die Leserschaft zu keinem eindeutigen Urteil durchringen. Das heisst, es gibt eindeutige Bewertungen – aber die sind so grundverschieden, dass man nach wie vor wie der Ochs vorm Berg steht.
Das Problem ist in den vielen Vorschusslorbeeren begründet, die das Werk von allen Seiten erhalten hat. Man hat den Eindruck, derzeit braucht es nur ein paar Protagonisten am Rande der Gesellschaft, etwas Ostalgie (Sprelacart und MuFuTi nicht vergessen) und einen wehmütigen Blick auf die DDR kurz vor der Wende und schon winken die höchsten Weihen seitens der Literaturkritik.

Ich sage es ganz ehrlich: Hätte ich mir das Buch aus welchen Gründen auch immer richtig gekauft, also gutes Geld dafür bezahlt – ich hätte mich sehr geärgert.
Kruso unterhält und fesselt mich Null. Ich werde mit den „Helden“ nicht warm (sie sind mir einfach nicht symphatisch) und mag diese „mein Gott, was sind wir wichtig“ Grundhaltung nicht. Für die Idee und den erzählerischen Rahmen kann ich mich ja durchaus erwärmen (immerhin geht es um Hiddensee :)), aber die Umsetzung ist typisch Lyriker-schreibt-plötzlich-Romane und will uns erzählen, wie das in der DDR Aussteigerszene so war. Seiler erzählt dann auch recht viel und sagt wenig. 200 Seiten hätten meiner Meinung nach durchaus gereicht, aber auch dann wäre das Buch nicht viel besser geworden. Wenn man keine Botschaft hat, ist jede Seite zuviel. Es passiert nichts von Belang bzw. das was passiert, interessiert mich herzlich wenig. Es lässt mich Schulternzuckend zurück. Wovon werden die Protagonisten angetrieben und besteht der rote Faden aus mehr als unappetitlichen Aneinanderreihungen von pubertierendem Erlebnissen und Einblicken in die Niederungen der Gastronomie? Fragen über Fragen. Ich wundere mich, dass das Etablissement Zum Klausner nicht schon eine Erklärung für die nachfragenden Gäste veröffentlicht hat. :o)

Es gibt eine Menge Leute, die aus Kruso etwas für sich herausziehen können. Seien es Erinnerungen, das Lebensgefühl von 89 oder faszinierende Einblicke in eine ihnen unbekannte Welt (ja, mir fällt jetzt das Wort Wessi ein). Das mag ich gar nicht abstreiten, weil das Buch jetzt auch nicht so schlecht ist, wie es in vielen Kritiken gemacht wird. Allerdings muss man klipp und klar sagen, dass es eben auch nicht so gut ist, wie der Deutsche Buchpreis glauben machen mag. Zu diesem Preis und der dahinterstehenden Institution könnte man noch viel mehr schreiben, aber ich belasse es dabei.
Das ist ein klassischer Fall von: das muss jeder für sich herausfinden. Die Befürworter und Ablehner halten sich in etwa die Waage. Entweder bin ich zu doof, Weltliteratur zu erkennen, wenn sie ich beisst oder das ist nur eine Tüte heißer Luft. Findet es selbst heraus: Kruso via Amazon bestellen

Ich empfehle als Alternative mal die zeitgeschichtlichen Veröffentlichungen von Marion Magas. Das ist nichts romanhaftes und sprachlich weit entfernt von den stilistischen Übungen eines Lutz Seilers, aber irgendwie authentischer.

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