Kein Berufszweig hat das Leben auf Hiddensee so geprägt wie die Fischerei. Darüber informiert seit einiger Zeit das Fischereimuseum in Neuendorf.
Vor einigen Jahren entschieden sich die Neuendorfer Fischer, einen 1885 errichteten Reusenschuppen zu einem Fischereimuseum umzubauen. Seit 2009 wird dort engagiert und aus berufenem Munde (die Fischer demonstrieren und erläutern selbst) über die einst so bedeutsame Fischerei auf Hiddensee und besonders in Neuendorf berichtet.
Die Adresse „Pluderbarg 7“ wird nicht viel weiterhelfen, da es keine richtigen Straßen in Neuendorf gibt. Kommt man aber aus Richtung Vitte in den Ort rein, erkennt man den Ziegelbau auf der rechten Seite sofort. Ist Besuchs- oder Führungszeit, weht die Flagge unweit des Giebels (siehe Photo)
Das Neuendorfer Fischereimuseum
An die großen Zeiten des Fischereihandwerks erinnern nun Ausrüstungsgegenstände, Photographien, Schautafeln und die regelmäßigen Museumsführungen durch die alten Fischer. Obwohl das Museum täglich von 11 – 16 Uhr frei zugänglich ist, sollte man an einer Führung teilnehmen. Kein Photo, keine Schautafel und kein Modell kann die Arbeitsvorgänge beim Fischen so gut erklären wie ein echter Fischer. Hier erfährt man, warum Mann und Frau sich um das Spinnrad stritten, weshalb die Hamburger sich nicht so viel auf ihre Reeperbahn einbilden sollten und was es mit dem berühmten Hiddenseer Goldschatz auf sich hat.
Eine Treppe höher befindet man sich auf dem Netzboden, wo die Netze im Winter verwahrt wurden. Nebenher läuft eine Toninstallation mit typisch maritimen Geräuschen ab.
In der Guten Stube hängen vor allem Photographien an den Wänden, die bekannte Hiddenseer Fischer, ihre Boote und Arbeitsabläufe zeigen. Hier kann leider kein Bildnachweis gegeben werden, da auf diesen alten Photographien Urheberrechte liegen.
Vor dem Museum ist eine Modellreuse aufgespannt, steht eine Räuchertonne und ein kleines Segelboot auf dem Trockenen.
Der Eintritt ist kostenlos, aber Spenden an den Verein „Fischereipartie Neuendorf e.V.“ werden gern entgegengenommen.
Zur Geschichte der Fischerei auf Hiddensee
Die Fischerei war einst der bedeutendste Wirtschaftszweig auf Hiddensee. Besonders in Vitte und Neuendorf lebte fast jede Familie vom Fischfang. In Neuendorf wurde eine Fanggemeinschaft „Partie“ genannt, worauf auch der eigentliche Museumsname „Lütt Partie“ hinweist. Der frische Fang aus der Ostsee oder den Reusen der Boddengewässer wurde in größten Teilen nach Stralsund verschifft und dort verkauft, weil es auf Hiddensee keine Ankäufer gab.
Als sich Hiddensee immer mehr zu einem Ostseebad entwickelte, nahm gleichzeitig mit dem aufkommenden Tourismus die Bedeutung des Fischfangs ab; die Neuendorfer begannen ihre alten Schuppen zu Unterkünften auszubauen und zu vermieten.
In DDR Zeiten erlebte die staatlich mit garantierten Absatzpreisen geförderte Fischerei auf Hiddensee noch einmal ein Zwischenhoch, bis sie mit der Wende nahezu in der Bedeutungslosigkeit versank.
Das Heimatmuseum in Kloster beherbergt in seiner Dauerausstellung zum Leben auf Hiddensee ebenso Ausstellungsstücke zum Leben der Fischer.