Rezension: Hiddensee. Der Inselname, die Orts-, Flur- und Gewässerbezeichnungen, alte Familien- und die ›Ökelnamen‹, sowie die Hausmarken (Hans-Joachim Stoll)

Aus der Reihe „Bücher von und über Hiddensee“ stelle ich euch heute Hans-Joachim Stolls Hiddensee. Der Inselname, die Orts-, Flur- und Gewässerbezeichnungen, alte Familien- und die ›Ökelnamen‹, sowie die Hausmarken vor, das 2014 im Thomas Helms Verlag Schwerin erschienen ist.

Infos über das Buch

  • Titel: Hiddensee. Der Inselname, die Orts-, Flur- und Gewässerbezeichnungen, alte Familien- und die ›Ökelnamen‹, sowie die Hausmarken
  • Autor: Hans-Joachim Stoll
  • Jahr: 2014
  • Verlag: Thomas Helms Verlag
  • Seiten: 128
  • Preis: 24,80 €
  • ISBN: 978-3-940207-47-0

Ich hoffe, das Buch liegt direkt in Hiddenseer Buchläden oder in der Sparte Reiseliteratur der großen Buchgeschäfte in den Einkaufspassagen dieser Republik aus – meine Befürchtung ist nämlich, dass es sich sonst schwer verkaufen lässt. Dabei hat es das nicht verdient – es ist eines der informativsten und am besten recherchierten Bücher über Hiddensee die ich kenne.
Aber allein der Titel ist schon so sperrig und das Thema nur eine Nische, dass ich etwas Sorge um den Verkaufserfolg habe.

Stoll: Hiddensee NamensbuchThomas Helms Verlag Schwerin
Stoll: Hiddensee Namensbuch
Thomas Helms Verlag Schwerin

Inhalt

Der Autor beschäftigt sich in diesem Buch mit Hiddenseer Namen. Das sind zum überwiegenden Teil Ortsbezeichnende Namen, aber auch Familiennamen (im Zusammenhang mit den Ökelnamen – was das ist, wird im Buch erklärt :o)). Die Hiddenseer Hausmarken passen da jetzt thematisch nicht unbedingt rein, werden aber auch gleich mit abgehandelt.

Die Namen werden in die verschiedenen Kategorien (Erhebungen, Niederungen, Gewässer, landwirtschaftliche Nutzflächen) einsortiert und dann analysiert. Wann tritt der Name zum ersten Mal auf (Urkunde, Flurkarte, schwedische Landesmatrikelkarte usw.), wie verändert er sich über die Zeit (Hof aufgegeben, Moor trockengelegt, Wiese überbaut etc.) und auf welche Sprache lässt sich der Name zurückführen (slawischen Ursprungs, niederdeutschen Ursprungs oder Ettersburgische Phantasie). Dann erfährt man, was der Name eigentlich bedeutet. Beispiel: das Spreenufer (Spreen = altes Wort für Stare) und der Aschkoben (Asch = altdeutsch für Esche -> mit Eschen bestandenes Waldstück).

Allein 225 Geländebezeichnungen (!) werden von Stoll auf ihre Herkunft hin untersucht und auf Hiddensee verortet. Ganz nebenbei räumt Stoll auch mit so manchen Mythen hinsichtlich der Namensentstehung und ihrer ursprünglichen Bedeutung auf. Ich zum Beispiel dachte immer, der Schwedenhagen bei Kloster hätte wirklich etwas mit der Zeit der schwedischen Herrschaft über Pommern zu tun. Steht schliesslich in fast allen Reiseführern und Hiddenseebüchern. Dabei ist das eine Abwandlung von Swienhagen („Schweinewald“), was auf der Nutzung des Waldes („Hagen“) als Eichelmast für Hausschweine beruht.
Und so geht es weiter, Ort für Ort. Stolls Erklärungen hierbei sind nachvollziehbar und seine Begründungen mit Verweisen auf andere Autoren und ihre Werke bzw. Landkarten abgesichert.
Durch die Sturktur des Buches tauchen zwangsläufig einige Erklärungen mehrmals auf (z.B. besagter Schwedenhagen).

Was ich für verbesserungswürdig halte

Hier liegt auch das Problem dieses Hiddensee-Buches begründet: es ist eigentlich eine wissenschaftliche Arbeit (Fachartikel, Abschlussarbeit etc.), die in Buchform gebracht wurde. Es wimmelt also von Zitaten, Kenntlichmachung von Quellen und Fußnoten. Die Einhaltung wissenschaftlicher Standards wird dabei nur wenige interessieren und zweitens stört es den Lesefluss – vor allem den optischen Eindruck.
Wenn man den gleichen Inhalt auf 20-30 Seiten mehr verteilt hätte, wäre man um solche Layoutprobleme wie dem zu geringen Seitenrand und fehlendem Weißraum drumrum gekommen. So muss man das Buch weit aufschlagen und glattdrücken, wenn man beim Lesen der Texte zur Bindung vorstösst. Besonders zur Buchmitte hin wird das ärgerlich. Da werden die letzten Buchstaben/Worte verschluckt.

Die zweigeteilte Hiddenseekarte im Einband mit den abgehandelten Orten ist leider nur eine Umrisskarte und zeigt die nummerierten Objekte als Punkte. Hier gibt es erhebliches Verbesserungspotential. Man könnte eine Klappkarte produzieren, die zumindest die grundlegenden topographischen Gegebenheiten (Bebauung, Straßen/Wege, Gelände) abbildet, damit man ungefähr einordnen kann, wo man in der Realität nach den Objekten suchen muss. Nicht selten handelt es sich wirklich nur um eine kleine Erhebung oder feuchte Wiese in der Landschaft.

Die Sprache ist sehr einfach, sachbezogen und zurückgenommen. Wenig bis gar keine sprachlichen Bilder oder anderen Versuche, daraus einen touristischen Mehrwert zu generieren. Um die Zielgruppe wenigstens etwas aufzuschliessen, hätte ich Wegbeschreibungen zu manchen dieser Orte skizziert und mit Anekdoten/Hintergrundinfos versehen. Ganz besonders trifft das auf die von Alexander von Ettenburg beeinflussten Orte zu. Aber der Akademiker Stoll ist Geburtsjahr 1931, weshalb ich nicht davon ausgehe, dass er seinen Schreibstil noch groß ändern wird. Einen Lektor oder Co-Autoren hätte ich ihm als Verlag dennoch zur Seite gestellt.

Was ich an dem Buch gut finde

Es ist ausführlich. Sehr ausführlich. Kein Tümpel oder Huckel in der Landschaft, der nicht ausgedeutet wird. Die Erklärungen dazu klingen (wie bereits besprochen) sehr fundiert und sind nachvollziehbar. Auch die Auflistung und Einbindung der sogenannten Hausmarken ist vorbildlich und in keinem anderen zeitgenössischen Werk über Hiddensee so ausführlich zu finden.
Die Aufmachung ist sehr gut. Stabile Bindung, gute, schwere Papierqualität und viele zusätzliche (Farb)Abbildungen.
Es gibt zusätzlich zu den eingestreuten Karten auch einen großen Buchteil, der aus Abbildungen (zum Großteil Photos) besteht. Abgesehen von historischen Photographien oder Karten, handelt es sich ausschliesslich um Farbdarstellungen. Stoll hat viele seiner beschriebenen Orte selbst aufgesucht und photographiert. Leider nur mit einer gewöhnlichen Kompaktkamera, so dass sich bei einigen Motiven Standort, Aufnahmewinkel und das Objektiv ungünstig auswirken. Hier wären vergrößerte Luftbilder und Ausschnitte besser gewesen.

Fazit

Das Buch behandelt ausführlich ein Spezialthema über die Urlaubsinsel Hiddensee. Zugreifen sollte daher nur, wer sich über Gerhart Hauptmann, Henni Lehmann sowie Sonne-Sommer-Badestrand hinaus für Hiddensee interessiert!
Von dem wissenschaftlichen Schreibstil sollte man sich nicht abschrecken lassen, es verstecken sich in dem Buch überaus interessante Informationen, die zu „Aha-“ und „sieh mal an“-Effekten führen werden.
Da der Thomas Helms Verlag Schwerin mehr oder weniger ein Spartenverlag ist, der nur kleine Auflagen fahren kann, ist der Preis von 24,80 € gerechtfertigt. Dafür erhält man ein sehr gut produziertes und gebundenes Sachbuch mit zahlreichen Abbildungen, das von einem Experten geschrieben wurde.

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