Die Fischliebhaber unter den Stammgästen auf Hiddensee kennen ihn längst: den „Fischkutter Willi“ von Hubert Thürke, der im Hafen von Kloster festgemacht ist. Seit vielen Jahren bietet er hier den besten Räucher- und Frischfisch auf der Insel. Doch wie kam es dazu? Wie wurde aus einem einfachen Kutter ein bekannter Ort für Fischliebhaber? In diesem Artikel möchten wir Ihnen die Geschichte des „Fischkutter Willi“ erzählen.
Über den Fischer Hubert Thürke
Hubert Thürke ist einer der wenigen verbliebenen hauptberuflichen Fischer auf Hiddensee und der letzte Fischer in Kloster. Obwohl die Fischfangtradition eher in Vitte und Neuendorf (besuchen Sie doch hier einmal das Fischereimuseum) zu Hause war, geht die Geschichte seiner Familie in die vierte Generation zurück. Schon sein Urgroßvater Robert, der Großvater Otto und sein Vater Johannes haben ihren Lebensunterhalt mit der Fischerei bestritten. Seit seinem 15. Lebensjahr fährt der inzwischen über 50-Jährige Fischer auf die küstennahen Gewässer um Hiddensee raus und wird dies noch lange Zeit tun.
Fischerei auf Hiddensee – vor und nach der Wende
Während der DDR-Ära waren über 100 Fischer mit ihren Kuttern im Einsatz und belieferten die Verarbeitungsbetriebe auf Rügen und Stralsund mit Scholle, Dorsch, Hering und Hecht. Doch nach der Wende war die Situation für die Fischer auf Hiddensee schwierig: Es gab keine Fangprämien oder gesicherte Absatzmengen mehr, die Ausrüstung und der Sprit wurden teurer und für die nötige Erstausstattung (Boot und Netze) fehlte oft das Geld. Viele Fischer gaben ihren Beruf auf, der einst zu Hiddensee gehörte wie die Zeesboote und Fischerkaten. Derzeit gibt es noch etwa ein Dutzend Fischer auf Hiddensee, die meisten im Hafen von Vitte.
Fangfrischer Fisch und Rächerfisch im Fischkutter
Hubert Thürke ließ sich von den widrigen Umständen nicht entmutigen und fährt jeden Morgen mit seinem Kutter VIT 009, der „Alma“, auf die Ostsee oder die Bodden zwischen Hiddensee und Rügen hinaus. Bei seiner Rückkehr am Vormittag verarbeitet er den Fang des Tages direkt vor Ort. Viele Fische landen dann gleich im Rauch, wie beispielsweise Aal und Scholle.
Nachfolgend habe ich mal die Preisaushänge photographiert und eingestellt. Natürlich kann sich hier immer etwas ändern. Letzten Endes sind nur die Aushänge am Fischkutter Willi gültig, aber eine ungefähre Vorstellung vom Preisniveau vermitteln die Listen schon:
Allein vom Verkauf seines Fangs kann Fischer Thürke nicht leben. Fangfrischer Hering z.B. bringt gerade mal 20 Cent pro Kilo ein. Aus diesem Grund erwarb Thürke eine 1936 gebaute Hafenbarkasse, die nun als schwimmender Imbiss sein zweites Standbein ist. Die Barkasse ist durch eine steile Falltreppe vom Steg erreichbar und bietet geräucherte Fische, Heringssalat, Rollmops, Brathering, Fischbrötchen, Buletten, Kartoffelsalat und heißen Kaffee an – alles selbst gemacht und frisch zubereitet.
Öffnungszeiten
täglich außer Dienstags: 11–15 Uhr und 15:30–18 Uhr
Die Barkasse „Willi“ ist bis etwa 18 Uhr geöffnet. Wer sich jedoch die besten Chancen auf die Filetstücke erhalten möchte, die der Fang eingebracht hat, sollte ab um 11 erscheinen. Gegen Mittag und frühen Nachmittag herum tauchen nämlich die ersten Tagestouristen auf oder solche, die den Fischkutter noch nicht kennen, aber aus Interesse auch den letzten Winkel des Hafens erkunden. Dann wird es eng in der sonst so gemütlichen Barkasse mit ihren Gardinen vor den Bullaugen. Glücklicherweise ist es den meisten Gästen in der „Willi“ selbst auch zu eng, sodass man nach dem Durchzug der Käuferschaft wieder in Ruhe seinen Kaffee genießen kann.
Mittlerweile gibt es auch im Umfeld des Fischkutters einige Bänke mit Sitzgelegenheiten, wo man den eben erworbenen Fisch oder das Fischbrötchen gleich verzehren kann.
Doch schon bald heißt es wieder: Klarschiff machen! Denn in wenigen Stunden geht es erneut raus mit der „Alma“ und die Arbeit beginnt von vorne.
Schön das es heutzutage noch so etwas gibt!
Ein Stück alte und liebenswerte Tradition die man weiter pflegen sollte.
Willi mach weiter so uns zur Freude!
Immer wieder! Einfach alles frisch auf den Tisch der Fisch.
Die Barkasse ist ein Original – ohne Frage und Hubert Thürke ist es auch. Wenn man allerdings ein Stück Frischfisch habe möchte oder gar mit nach Hause nehmen möchte, dann wird es eng. Ich würde ja einen anständigen Preis für den Fisch zahlen, aber Frischfisch rückt Hubert Thürke kaum raus – geräuchert läßt er sich eben teurer verkaufen.
Schade eigentlich. Zur Ostsee, zur Insel und zum Hafen gehört Frischfisch. Man kommt sich fast wie ein Bettler vor, wenn man der (etwas unfreundlichen) Frau hinter dem Tresen oder Hubert Thürke selbst mal Frischfisch abkaufen will.
In Vitte im Hafen habe ich einen Fischer angesprochen, der gerade rein kam – ich konnte mehrere Kilo Dorsch kaufen – das war echt super.