Das Hiddenseer Hochland fällt zur Ostsee in Form einer beeindruckenden Steilküste ab. Die gleichen Landschaftsformen finden sich auf der Insel Usedom, der Insel Rügen und der Halbinsel Darß.
Die Höhen des Steilufers von Hiddensee erreichen zum Teil 50 – 60 Meter, liegen aber im Durchschnitt bei etwa 30 Metern. Da das Hochland von Hiddensee aus Geschiebemergel und -lehm besteht, also kein festes Gestein bildet, ist die Steilküste anfällig für Erdrutsche und Materialabbrüchen in der Uferzone. Besonders nach regenreichen Perioden sowie nach den Herbst- und Winterstürmen kommt es oft zu Abbrüchen an der Nordostküste.
Das Steilufer steigt auch nicht senkrecht zum Wasserspiegel an und es bildet nur selten Überhänge. Oftmals findet man Sand- bzw. Schwemmkegel vor, die aus Erdrutschen und Uferabbrüchen resultieren. In der Brandungszone sind sie dem Meer schutzlos ausgeliefert und werden nach und nach ein Raub der Wellen. Sie liefern auch das Material, das sich im Süden der Insel wieder ablagert und zum Beispiel den Gellen in Richtung Festland wachsen lässt.
Hinabgerissene und abgestürzte Pflanzen und Sträucher bleiben auf diesen Sandbergen zum Teil noch wochenlang lebensfähig und geben der Szenerie oft ein bizarres Gepräge.
Die Uferzone ist von Geröll und noch größeren Steinen übersät, die bei schweren Herbst und Winterstürmen aus der Steilküste ausgewaschen und dann am Ufer abgelagert wurden. Feine Sandstrände sind hier nur sehr selten zu finden, zumal auch die Uferzone oft zu schmal ist.
Umrundung der Steilküste zu Fuß
Zu den abenteuerlichsten Wanderungen auf Hiddensee gehört die komplette Umrundung der Nordspitze am Ufer der Steilküste entlang. Auch der ausgeschilderte Höhenweg durch den Dornbuschwald ist eine gute Möglichkeit, das Hochufer zu erkunden, aber die meisten Zeit gibt dieser Weg keinen Einblick in die grandiose Szenerie der Steilküste, wie sie sich den Strandgängern bietet.
Allerdings muß hier auch zu erhöhter Aufmerksamkeit und Vorsicht geraten werden. Der Aufenthalt entlang der Steilküste kann gefährlich sein, vor allem bei hohem Wasserstand und nach ausgiebigen Regengüssen. Die Umrundung der Nordspitze erfolgt auf eigene Gefahr.
Welche Unwägbarkeiten drohen am häufigsten?!
- ein hoher Wasserstand der Ostsee
- „abgestürzte“ Bäume/Sträucher, die den Weg versperren
- frische Uferabbrüche und Kieskegel
- unebener Untergrund (besonders bei den Stein- und Geröllfeldern)
- die Gefahr drohender Hangrutschungen nach Regenfällen
Wie begegnet man diesen Unwägbarkeiten am besten
Wie oft bin ich auf halber Strecke Menschen begegnet, die in langen Hosen und guten Schuhen eine Umquerung wagen. Nach meiner Schätzung, klappt das nur selten und spätestens nach der Hälfte ist man gezwungen umzukehren.
Achten Sie darauf, festes Schuhwerk zu tragen, welches Sie auch einmal schnell ausziehen können. Tragen Sie eine kurze Hose, die Sie ebenso schnell ausziehen können. Sie müssen damit rechnen, etwaige Hindernisse bis zum Oberschenkel im Wasser zu umrunden. Da hilft ein wenig hockrempeln nicht mehr.
Es gibt eine Stelle jenseits der Steilufertreppe, bei der feinster Ton zutage tritt. Dort sinken Sie bis über die Knie in das Material ein und kommen unter Umständen nicht mehr frei. Gehen Sie also nicht allein!
Bei schlechtem Wetter oder nach länger anhaltenden Regenfällen sollten Sie von der Wanderung um die Nordspitze ohnehin Abstand nehmen! So ein Uferabbruch kann schnell und ohne Vorwarnung geschehen. Wieviel Material und mit welcher Beschaffenheit da herunterkommt, können Sie anhand älterer Abbrüche bestens studieren.
Es gibt auf dieser Strecke, für die Sie schon etwa 1,5 Stunden einrechnen sollten, keinen Schattenschutz. Sie sind die ganze Zeit über der prallen Sonne ausgeliefert. Sonnenschutz ist hier das A und O. Auch bei Ihren Getränkereservensollten Sie nicht sparen.
Im „Schatten“ des Hochufers gibt es keinen Mobilfunkempfang. Am besten Sie informieren vor der Wanderung andere Leute (Bekannte, Verwandte etc.) über Ihr Vorhaben. Auf dem Hochuferweg steht noch heute ein Holzkreuz in Gedenken an einen Touristen, der dort einer Herzattacke erlegen ist.
Wenn Sie dies aber beherzigen, sollten Sie keine Probleme auf Ihrer Wanderung haben und eine höchst interessante und sehenswerte Tour erleben.