Stehen die Herbstferien vor der Tür, wird oft noch fieberhaft nach einer Möglichkeit zum Verreisen gesucht.
Die ganz großen Sprünge kann man sowieso nicht machen, weil die Schule ohnehin nur für eine oder zwei Wochen ihre Tore schließt.
Warum nicht einen Kurztrip zur Insel Hiddensee einplanen?
September bis in den Oktober herrscht auf Hiddensee oft noch eine stabile Wetterlage. Nun locken spätsommerliche Temperaturen, eine tiefstehende Sonne mit phantastischem Licht und eine herbstbunte Natur. Die Ostsee ist teilweise so weit heruntergekühlt, dass man sich im wahrsten Sinne des Wortes bei einem Bad „erfrischen“ kann. Aber Strandspaziergänge sind natürlich immer möglich.
Wahlweise macht man es sich mit einem Buch (Buchhandlung Koralle in Vitte, Inselbuchhandlung Kloster) an einem lauschigen Plätzchen bequem. Die Hauptsaison ist längst vorbei und damit die große Urlaubswelle abgeklungen.
Die Reederei Hiddensee hat dann schon auf den Herbstfahrplan umgestellt und die Verbindungen ausgedünnt. Es gibt immer noch genügend Verbindungen, um von Stralsund oder Schaprode aus nach Hiddensee zu gelangen.
Viele Gaststätten, Restaurants und Cafés auf der Insel Hiddensee haben mittlerweile zwar erkannt, dass sich ein Betrieb während der Herbstferien durchaus lohnen kann – aber Corona und der allgemeine Fachkräftemangel haben beträchtlichen Schaden angerichtet. Die etablierten und etwas größeren Einrichtungen können das noch abfedern. Dort können Sie bequem im Außenbereich sitzen und in der Nachmittagssonne einen Kaffee sowie einen hausgebackenen Kuchen genießen. Das Wieseneck in Kloster möchte ich hier besonders hervorheben. Der weite Blick in der Terrasse ist einmalig. Diese gastronomischen Anlaufstellen sind in dieser Hinsicht ebenso empfehlenswert:
- Bilderkneipe Enddorn in Grieben (großartiger Sicht zum Hochland und zum Bodden)
- Hafenamt in Kloster (mit Blick auf den Hafen und nach Rügen)
- Hotel Hitthim (mit Blick auf den Hafen und nach Rügen)
- Hafenkater in Vitte (mit Blick auf den Hafen und nach Rügen)
- Norderende in Vitte (Blick auf die Salzwiesen zwischen Kloster und Vitte)
- Groot Partie in Neuendorf (unverbauter Blick auf das ehemalige Fischerdorf)
- Stranddistel in Neuendorf (unverbauter Blick auf das ehemalige Fischerdorf)
Natürlich kann man noch in anderen Gaststätten und Cafes hervorragend draußen sitzen, aber bei den hier genannten Etablissements ist der Ausblick schon etwas besonderes.
Jetzt hat auch die Natur ihr buntes Herbstkleid angelegt. Zur Laubfärbung der Bäume kommen die vielen leuchtenden Frucht- und Samenstände. Da ist das Rot der Hagebutten der Dünenrose, der Heckenrosen, des Weißdorn usw. Dann die Gelbtöne und das geflammte Rot der Äpfel, Birnen und Mirabellen. Zwichendrin das dunkelblau des Hollunders. Früher reifte um diese Zeit auch der Sanddorn, der vor allem im Inselnorden riesige Bestände bildete. Bereits von weitem leuchtete das warme Orange von den Sträuchern mit ihren silbrig-grauen Blättern. Leider hat eine Krankheit dafür gesorgt, dass die Sanddornpopulation auf Hiddensee eingegangen ist. Vielleicht erholen sich die Pflanzen irgendwann wieder und man kann den Insulanern dabei zusehen, wie sie die Zitrone des Nordens melken.
Nicht nur bei Landschaftsmalern beliebt: die Dünenheide zwischen Vitte und Neuendorf, in der vielleicht noch die Heide blüht. Eine Sinfonie in rot- und violett-Tönen. Dazu kommt die allgegenwärtige Dünenrose mit ihren pinkfarbenen, großen Blüten, die Vogelbeere, der Weißdorn und zahlreiche Wildkirschen. Bei trockenem Wetter werden sie dort so einige Malerinnen und Maler antreffen, die diese einmalige Landschaft mit Pinsel und Leinwand einzufangen versuchen.
Sehr schön ist es jetzt auch im ehemaligen Fischerdörfchen Neuendorf, das sich in den letzten Jahren sehr herausgemacht hat. Nicht nur, dass sie in einem der traditionellen Restaurants wie Zur Boje, Cafe Rosi oder der Stranddistel einkehren können – mittlerweile gibt es mit dem Fischereimuseum und dem Veranstaltungshaus Groot Partie auch andere Anlaufstellen, wo sie etwas über das frühere Leben auf der Insel erfahren oder wo Veranstaltungen (Konzerte, Lesungen, Vorträge etc.) abgehalten werden.
Das herbstliche Licht in diesem Denkmalgeschützten Fischerdorf ist jetzt besonders schön. Nutzen sie das, um eine Wanderung zum „kleinen“ Leuchtturm auf der Halbinsel Gellen zu machen oder schauen sie an einen der meiner Meinung nach schönsten Strände auf der Insel.
Noch hat die Surf- und Segelschule Hiddensee geöffnet und wartet mit Angeboten für Surf- und Segelkurse auf. Auch kleine Törns auf den Boddengewässern oder der Ostsee können gebucht werden. Romantische Segeltörns in den Sonnenuntergang können sie auf der Sophia Theresa, einem klassischen Zeesboot erleben.
Verschiedene Vermieter ermöglichen auch Angeltouren. Fragen sie einfach nach.
Vom Hafen Vitte aus starten auch die naturkundlichen Bootsfahrten in die Boddenlandschaft.
Ab Mitte September bietet die Reederei Hiddensee auch die sehr beliebten „Kranichfahrten“ zu den Sammelplätzen der majestätischen Vögel an. Natur- und Vogelfreunde haben jetzt Hochsaison.
Ein lohnenswertes Wanderziel ist daher die Schutzhütte auf dem Alten Bessin, einer hakenförmigen Erweiterung der Insel, wo sich zahlreiche Rast- und Nistplätze befinden. Auch dorthin gibt es geführte Wanderungen durch Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung.
An Fahrradverleihern mangelt es auf der Insel nun wahrlich nicht. Die Preise sind akzeptabel und für Erkundungstouren sind die Räder allemal geeignet. Jetzt zum Ausklang der Hauptsaison sind die Wege auch nicht mehr so voll, so dass man in Ruhe die Insel abradeln kann.
Kunst- und Kulturinteressierten stehen noch so einige Galerien, das Heimatmuseum, das Gerhart-Hauptmann-Haus, das Asta-Nielsen-Haus und andere Einrichtungen offen. Das Zeltkino am Vitter Hafen wartet mit einem kleinen aber feinen Filmprogramm auf sie.
Sie sehen, trotz der fortgeschrittenen Zeit im Jahr gibt es auf Hiddensee noch allerhand zu erleben oder in Ruhe zu genießen. Ein verlängertes Wochenende reicht schon aus, um nochmal Energie zu tanken und die Seele baumeln zu lassen.